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Gefälliges Bild statt echter Lösungen: GEW Bayern kritisiert Schulpolitik von Kultusministerin Stolz
Kultusministerin Anna Stolz bleibt bei ihrer Schuljahresanfangs-Pressekonferenz nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern vage und oberflächlich. Sie will auf mehr Bewegung, mehr Medienkompetenz, mehr Chancengleichheit, mehr politische Bildung und weniger Bürokratie setzen. Es werden aber allzu oft Konzepte ausgerufen, zu denen noch die Inhalte fehlen und die die Lehrkräfte in der ohnehin angespannten Situation zusätzlich belasten. Für die Gewerkschaft zeichnet das Kultusministerium ein gefälliges Bild der bayerischen Schullandschaft, das in weiten Teilen mit der Realität wenig zu tun hat.
Positiv findet die GEW Bayern, dass bei der Digitalisierung endlich Augenmaß waltet. Nachdem schon einige Länder in Sachen Digitalisierung in Schulen zurückgerudert waren, schien Bayern lange weiter voranzuschreiten. Nun soll es Tablets nur noch ab der 8. Klasse und nicht – wie ursprünglich geplant – ab der 5. Klasse geben. Grundschüler*innen dürfen nicht länger als 20 Minuten am Stück mit einem digitalen Gerät arbeiten und die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen stehen wieder im Vordergrund.
„Natürlich müssen die Schüler*innen auf die digitale Welt vorbereitet werden. Aber Schritt für Schritt und in der richtigen Dosis. Das hat auch endlich das bayerische Kultusministerium verstanden und macht mit der Beschränkung von 20 Minuten Bildschirmzeit in den Grundschulen und dem ‚digitalkompass.schule‘ mit Medienkompetenz-Inhalten für die Klassen eins bis acht einen großen Schritt in die richtige Richtung. Weniger Zeit am Tablet und mehr Medienkompetenz ist die Lösung“, sagt die Landesvorsitzende der GEW Bayern Martina Borgendale, die selbst lange an einer Realschule Informationstechnologie unterrichtete.
Bei der gleichzeitig angekündigten „Bewegungs-Halbestunde“ fehlt es aber völlig an Inhalten. Die Gestaltung bleibt den Lehrkräften überlassen. Das ging schon besser: Die Anleitungskarten der Initiative „Voll in Form“ von 2008 mit Bewegungsspielen nutzen manche Grundschullehrkräfte heute noch. „Die Grundschullehrkräfte haben gerade erst die ‚Verfassungsviertelstunde‘ implementiert und sollen jetzt schon wieder ran. Wir brauchen unbedingt aktuelles und schüler*innengerechtes Material, um die an den Grundschulen ohnehin stark belasteten Lehrkräfte bei der Umsetzung der ‚Bewegungs-Halbestunde‘ zu unterstützen“, fordert GEW-Landesvorsitzende Borgendale.
„Die meisten Grundschullehrkräfte arbeiten vor allem in den Klassen eins und zwei sowieso mit regelmäßigen Bewegungsblöcken. Einfach, weil es bei Kindern in dem Alter gar nicht anders geht. In den Klassen drei und vier kommt die Bewegung wegen des steigenden Notendruckes aber häufig zu kurz. Insofern ist die ‚Bewegungs-Halbestunde‘ grundsätzlich eine gute Idee, geht aber auf Kosten der Fachunterrichtszeit. Wir schlagen stattdessen vor, die dritte Stunde Religionsunterricht in den Klassen drei und vier, wie einmal von der Ministerin selbst angedacht, zu einer regulären Stunde Sportunterricht zu machen“, so Borgendale weiter.
Sehr enttäuschend ist die Kehrtwende beim Thema unangekündigte Leistungsnachweise. Zu Beginn des letzten Schuljahres zeigte sich die Ministerin noch offen und dialogbereit: „Wir werden die Zahl der Leistungsnachweise unter die Lupe nehmen und die Frage diskutieren, inwiefern Leistungsnachweise angekündigt sein sollen.“ Nach dem Machtwort Söders rudert sie nun anscheinend zurück. Bei der Pressekonferenz sagte sie nun nur noch, dass sie eine moderne Prüfungskultur wolle, die aber weiterhin leistungsorientiert sein soll. Von Verboten halte sie generell nichts, wolle aber „neue, praxisorientierte Prüfungsformate“ einführen. Ihren Plan dazu werde sie aber erst im Frühjahr 2026 vorstellen. Landesvorsitzende Borgendale wundert sich: „Die Stadt München hat ihren kommunalen Schulen im Juli empfohlen, auf unangekündigte Leistungsnachweise zu verzichten und das Bundesland Rheinland-Pfalz schafft sie zu Beginn dieses Schuljahres ab und tut es damit vielen anderen Bundesländern gleich. Nachdem die Petition zur Abschaffung von Abfragen und Exen von Amelie N. im Bildungsausschuss des Landtages gegen die Stimmen von SPD und Grünen als ‚erledigt‘ erklärt wurde, hatten wir uns zumindest weiterhin Ergebnisoffenheit beim noch laufenden Dialogprozess zu den Prüfungsformaten erhofft. Dass Ministerin Stolz hier nun andere Zeichen setzt, ist sehr enttäuschend.“
Heftige Kritik äußert die GEW an der Zahlenspielerei des Kultusministeriums in Bezug auf den nach wie vor drastischen Lehrkräftemangel an fast allen Schularten. Laut aktueller „Lehrerbedarfsprognose 2025“ herrscht an der Mittelschule „rein rechnerisch“ eine Gesamtversorgung von 99 Prozent. „Jeder weiß, dass das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat“, moniert Markus Weinberger, Landessprecher der GEW für die Grund- und Mittelschulen. „Letztes Jahr ging das Kultusministerium noch von 1.370 fehlenden Lehrkräften für das aktuelle Schuljahr allein an der Mittelschule aus. Auf einmal ist diese Lücke wie wegzaubert“, wundert sich der Gewerkschafter. Wie das Kultusministerium die strukturellen und personellen Probleme der Mittelschule langfristig wirklich lösen will, verrät es auch bei Pressekonferenz nicht.
Das Thema Bildungsgerechtigkeit treibt die GEW Bayern seit vielen Jahren um. „In keinem anderen Bundesland hängt der Bildungserfolg eines Kinder so sehr von der Unterstützung aus dem Elternhaus ab wie in Bayern. Das ist beschämend und darf nicht sein“, sagt der stellvertretende GEW-Vorsitzende Florian Kohl. Hoffnung setzt er in das Startchancenprogramm. Kinder an 580 Schulen sollen davon profitieren. „Wichtig ist, dass die Mittel auch in nachhaltig wirksame Konzepte fließen. Der bürokratische Aufwand für die Schulen ist allerdings der Wahnsinn. Das schreckt ab und sollte nicht so sein“, kritisiert Kohl.
Er wünscht sich generell mehr Ausgaben für Bildung und eine bessere Zusammenarbeit aller betroffenen Ministerien. „Die Ministerin fordert mehr Chancengleichheit. Das ist gut. Die Schule kann entstandene Benachteiligungen der Kinder aber nicht allein kompensieren. Entsprechende Konzepte rund um frühkindliche Bildung, aber auch die Erwachsenenbildung und natürlich die Integration der Menschen aus anderen Ländern sind dringend notwendig. Und die kann man nur zusammen entwickeln“, fordert er. „Je mehr die Menschen in die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen, umso entlastender wirkt sich das auf die Arbeitsrealität der Lehrkräfte aus.“
Erfreulich findet er, dass auch Mittelschulen zukünftig Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus besuchen müssen, fordert aber weit mehr. „Es kann und darf nicht sein, dass Kinder aufgrund ihrer Religion Angst vor dem Besuch staatlicher Schulen haben müssen, weil sie dort ausgegrenzt, angefeindet oder sogar angegriffen werden. Religiöser Extremismus darf genau wie alle anderen Formen des Extremismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Der Widerstand gegen jede Form des Antisemitismus muss in Zeiten wie diesen ernst genommen werden, und da braucht es eine starke Haltung aller Beteiligten.“
Quelle: GEW-Bayern, Pressemitteilung Nr. 20 / 2025 vom 15. September 2025
Hinzergrund zur GEW Bayern
Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an: Martina Borgendale, Landesvorsitzende, martina.borgendale@gew-bayern.de, 089 544 081 – 17 Florian Kohl, stellvertretender Landesvorsitzender, florian.kohl@gew.bayern, 0170 362 33 61 Markus Weinberger, Mitglied im Hauptpersonalrat, markus.weinberger@gew.bayern, 0152 031 660 59
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist ein starkes Team von über 280.000 Frauen und Männern, die in pädagogischen und wissenschaftlichen Berufen arbeiten: In Schulen, Kindertagesstätten, Hochschulen und anderen pädagogischen Einrichtungen. Die GEW ist parteipolitisch unabhängig, aber nicht unparteiisch. Das bedeutet: Wir ergreifen Partei für die Beschäftigten, für die Entwicklung und den Ausbau eines demokratischen Bildungswesens.
Weitere Informationen zum Landesverband Bayern finden Sie unter: https://www.gew-bayern.de
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