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GEW: "Politische Initiativen für Grundbildung und gesellschaftliche Teilhabe verstärken"
Bildungsgewerkschaft zum Weltalphabetisierungstag
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt die Bundesregierung mit Blick auf den Weltalphabetisierungstag, die UNO-Mitgliedstaaten stärker als bisher zu unterstützen, damit das von den Vereinten Nationen beschlossene Ziel einer Grundbildung für alle Menschen erreicht wird. So würden auch die Gleichstellung der Geschlechter sowie die soziale, politische und wirtschaftliche Beteiligung der Frauen gefördert. Hiervon sei die Weltgemeinschaft zurzeit "noch meilenweit entfernt". Mit Blick auf die Alphabetisierungsdiskussion in Deutschland verlangte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe stärkere Initiativen: "Die Bildungsgewerkschaft setzt sich für einen Anspruch auf Grundbildung ein, der über Lesen und Schreiben hinausgeht. Grundbildung muss auch der persönlichen und beruflichen Entfaltung sowie der politischen und kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft dienen." Den 7,5 Millionen so genannten funktionalen Analphabeten in Deutschland werde der Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe bislang verwehrt. "Wir brauchen vielfältige öffentliche Angebote, die die Menschen vor Ort abholen. Neben betrieblichen Maßnahmen können Grundbildungszentren an Volkshochschulen entscheidende Schritte leisten, wenn sie personell und finanziell angemessen ausgestattet sind", betonte Tepe am Dienstag in Frankfurt a.M.
"Die heute in Deutschland startende Alphabetisierungsdekade ist dann erfolgreich, wenn am Ende ein Grundrecht auf Grundbildung steht", unterstrich die GEW-Vorsitzende. Als wichtiger Akteur sei zudem die Bundesagentur für Arbeit gefragt. "Neben der beruflichen Qualifizierung muss die Bundesagentur in ihren Maßnahmen und Programmen auch die notwendige Grundbildung vermitteln", sagte Tepe.
"Seit Ende der 1970er Jahre sind bei der Grundbildung gesellschaftlich relevante Erkenntnisse kaum umgesetzt worden", stellte sie fest. Jahrelang habe Sozial- und Bildungspolitik zu einer sozialen Segmentierung der Gesellschaft beigetragen. Dies habe auch die OECD-Erwachsenenbildungsstudie PIAAC dokumentiert. Viele "funktionale Analphabeten" seien strukturell gedemütigt und reagierten teils selbst dann mit Misstrauen, wenn öffentliche Einrichtungen Grundbildungsangebote unterbreiten, sagte Tepe. "Gerade angesichts des immer wieder beschworenen Fachkräftemangels ist eine Gesamtstrategie von Bund, Ländern und Kommunen für flächendeckende Bildungsberatung und -angebote erforderlich, wenn man die Betroffenen endlich gesellschaftlich beteiligen und brachliegende 'gesellschaftliche Reserven' nutzen will", hob die GEW-Vorsitzende hervor.
Quelle: GEW-Hauptvorstand, Ulf Rödde, Pressesprecher vom 08.09.2015